St. Gereon in Vechelde

Wie wird St. Gereon, der Stadtheilige von Köln, Patron einer Kirche in tiefer Diaspora wie in Vechelde bei Braunschweig? Die Antwort: Es hat etwas mit dem lieben Geld zu tun.

Als sich 1955 Pastor Leo Kuhna, der die junge Gemeinde in Vechelde seit 1949 als Seelsorger betreute, auf eine „Bettelreise“ für eine neue Kirche in das Erzbistum Köln begab, hatte er neben frommen Wünschen auch Lichtbilder im Gepäck. In knapp über einer Woche hielt er in der Domstadt 18 Lichtbildervorträge über die Diasporasituation im niedersächsischen Zonengrenzland. Zuspruch fand der Seelsorger bei der Mannesjugend des Erzbistums. Sie übernahm die Patenschaft für das neue Gotteshaus und spendete 70 000 Mark – eine mehr als beachtliche Summe Mitte der 1950er Jahre. Einzige Bedingung: Die Kirche müsse den Namen des Stadtheiligen von Köln tragen – St. Gereon. So kam die Kirche in Vechelde zu ihrem im Bistum ungewöhnlichen Patron.

Marius und Dominik, zwei der jüngeren Mitglieder von St. Gereon, war es vorbehalten, die neue Gedenktafel, die ummittelbar neben dem Grundstein der Kirche angebracht ist, zu enthüllen. Im Hintergrund Axel Richter vom Kirchenvorstand. Die Fotos entstanden im Jubiläumsjahr 2006.

Wie überall im Bistum Hildesheim war die damalige Pfarrvikarie Vechelde durch den Zustrom von Heimatvertriebenen stark gewachsen – von einer Handvoll Katholiken auf über 1600 Gläubige. Gottesdienst wurde in evangelischen Kirchen, aber auch in Gasthäusern gefeiert. Ungebrochen war der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. In gemeinsamer Anstrengung bauten die Vechelder ihr „Dach für die Seele“, später erweiterten sie ihre Kirche um ein Pfarrheim, bauten den Glockenturm und schafften eine Orgel an.

Damit die Erinnerung an die Opfer und die Lebensleistung der Heimatvertriebenen nicht verloren geht, setzte die Gemeinde vor einigen Jahren neben den Baugrundstein der Kirche einen Gedenkstein – verbunden im Gedanken an die, die heute noch Opfer von Gewalt werden. Der Text des Gedenksteines: „Geleitet vom Geist der Versöhnung und im Gebet für alle Menschen, die in Folge von Gewaltherrschaft und Krieg ihre Heimat verloren und verlieren, erinnern wir an die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, die nach 1945 die Kirchengemeinde St. Gereon und dieses Gotteshaus begründet haben und deren Familien hier Aufnahme und einen neue Heimat fanden.“

Unser Bistum: 
Vechelde, Niedersachsen