Deutsch lernen bei einer Tasse Kaffee

Familiennetzwerk in Verden lädt Flüchtlinge zum Sprachcafé ein 
Im Pfarrheim der Propsteigemeinde St. Josef in Verden ist munteres Sprachwirrwarr zu hören. In einer Mischung aus Deutsch, Arabisch und Englisch stecken Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer an kleinen Tischen die Köpfe zusammen. Es ist Sprachcafé angesagt. Bei einer Tasse Kaffee lernen Flüchtlinge hier zweimal in der Woche die Sprache ihrer neuen Heimat. 

Auf einem der Tische steht eine Uhr aus Pappe. Immer wieder verstellt eine der ehrenamtlichen Helferinnen die Uhrzeit. Ihr Gegenüber, eine junge Frau aus Somalia, nennt dann die korrekte Uhrzeit auf Deutsch. „Gut gemacht“, lobt die Helferin. Adrian Giele, der das Angebot mit entwickelt hat, freut sich über den Erfolg. Giele ist Projektkoordinator vom Netzwerk katholisches Familienzentrum St. Josef Verden.

Suhib Ali aus dem Sudan und Herman Trinogga aus Verden

Zwei, die sich verstehen: Suhib Ali aus dem Sudan und Herman Trinogga aus Verden.

Sprachcafé ist ein fester Termin für viele Flüchtlinge

Einen Tisch weiter sitzt Suhib Ali mit Herman Trinogga zusammen. „Es ist gut, dass wir hier Deutsch lernen können“, sagt der Sudanese, der seit gut zehn Monaten in Deutschland lebt. Wie die meisten hier hat er eine lange gefährliche Flucht hinter sich, die er am liebsten möglichst schnell vergessen will und an die er nicht gerne erinnert wird. Suhib Ali kommt regelmäßig zum Sprachcafé von St Josef. 

Donnerstagvormittag und Freitagnachmittag ist ein fester Termin für viele Flüchtlinge und für die mittlerweile insgesamt rund 45 Helfer. „Das Angebot wird gut genutzt – es kommen jedes Mal zwischen 20 und 40 Flüchtlinge hierher, die dann von bis zu 15 Helfern betreut werden“, sagt Adrian Giele. Neben Angehörigen von St. Josef sind auch evangelische Christen und Mitglieder der Moscheegemeinde unter den Ehrenämtlern.

Hervorgegangen ist das Sprachcafé aus dem WiIlkommenscafé, das einmal monatlich neu angekommene Flüchtlinge und Asylsuchende in Verden willkommen heißen und ihnen einen Ort des Austauschs und der Begegnung bieten möchte. „Damit haben wir im August 2014 angefangen“, sagt Giele. Nach und nach habe sich gezeigt, dass ein großer Bedarf besteht, die deutsche Sprache zu lernen. 

Das Angebot der Gemeinde soll dabei keine Konkurrenz zu anderen offiziellen Angeboten sein, sondern diese ergänzen. „Gelernt wird bei uns pärchenweise“, erklärt Adrian Giele, „so kommt man auch besser miteinander ins Gespräch.“ Dabei werde nicht nach Lehrbuch unterrichtet, sondern „kreativ und manchmal auch ein kleines bisschen chaotisch“, sagt Giele und lacht. 

 

Termin gibt der Woche eine Struktur

Es ist eine Atmosphäre zum Wohlfühlen und genau so soll es auch sein. Die Asylsuchenden sollen heraus aus ihren Quartieren, einmal etwas anderes sehen und hören und auch miteinander in einem geschützten Raum ins Gespräch kommen. „Der Termin hier gibt der Woche Struktur und einen vertrauten Rahmen – auch das ist für ein gutes Ankommen hier wichtig.“ 

Im „Netzwerk katholisches Familienzentrum St. Josef Verden“ bündeln Propsteigemeinde, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung, der Caritasverband für die Landkreise Verden und Heidekreis, das Caritasstift St. Josef sowie Kindergarten ihre Angebote für die Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen. 

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Verden, Niedersachsen
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