„Staubig und trocken ist der Beruf des Buchbinders nicht“, versichert Monika Bertram. Unter anderem gestaltet sie individuelle Einbände für Gesangbücher oder auch mal ein Schmuckevangeliar für eine Kirchengemeinde.
Nach ihrer Meisterprüfung hat sich Monika Bertram selbstständig gemacht. In Harsum bei Hildesheim baute sie eine alte Tischlerei zur Buchbinderei um. Während vor dem Fenster der Werkstatt eine Henne mit ihren Küken nach Futter sucht, rührt sie Leim an. „Mein Vater hat mich und meine Schwester mit dem Buch-Virus infiziert. Die Liebe zu Büchern wird seit jeher in unserer Familie großgeschrieben. Und so ist meine Schwester Buchhändlerin geworden. Und ich Buchbinderin, weil ich gern handwerklich und kreativ arbeite“, sagt Bertram.
Buchbinder werden wieder mehr gebraucht
Vorsichtig taucht sie den Pinsel in den Leimtopf, streicht die vorbereitete Hülse ein, ein festes Stück Papier, das die Verbindung zwischen dem Buchblock und dem Umschlag herstellen soll. „Klar haben wir es auch manchmal mit alten Büchern zu tun: Wir arbeiten sie auf, reparieren oder binden ein Lieblingsbuch komplett ein“, erzählt sie, während sie das Gotteslob für die Presse vorbereitet. Unter Druck werden Buchblock, Hülse und Deckel eine Einheit. Dabei passt Bertram auf, dass hervorquellender Leim nicht die Seiten verklebt – Sauberkeit ist bei der Buchbindearbeit oberstes Gebot.
Ihre Arbeit macht ihr sichtlich Spaß, mit lächelndem Gesicht, aber hochkonzentriert ist sie bei der Sache. „In den vergangenen Jahren haben viele kleine Betriebe zugemacht, weil niemand den Betrieb übernehmen wollte, dabei werden Buchbinder wieder vermehrt gebraucht“, weiß die 46-Jährige. Bachelor- und Doktorarbeiten oder das Binden von Fachblattsammlungen machen nach wie vor einen Teil ihrer Arbeit aus. Immer öfter wird aber die Kreativität der blonden Buchbindemeisterin gefragt. „Das ist natürlich der interessantere Teil."
Individuelles Gotteslob ist bei Erstkommunion der Renner
,,Es macht Spaß, zusammen mit den Kunden Ideen zu entwickeln und sie so umzusetzen, dass die Kunden, aber auch ich, hinterher zufrieden sind“, sagt Bertram nicht ohne Stolz und zeigt Fotos von ein paar Evangeliaren und Familienbibeln, deren Einbände sie gestaltet hat. Ihr Können hat sich herumgesprochen, weit über die Grenzen Harsums hinaus.
„Viel Arbeit hat das neue Gotteslob mit sich gebracht. Die individuell gestalteten Umschläge mit oder ohne Namensprägung waren bei der Erstkommunion in diesem Jahr der Renner, aber auch für Firmungen haben wir inzwischen viele Anfragen. Sogar aus den Bistümern Hamburg und Osnabrück haben sich Interessenten gemeldet“, verrät Bertram.
Mit einem Tuch wischt sie vom frisch gepressten Gotteslob den letzten Leimtropfen ab. „Wir versuchen fast alles möglich zu machen, was handwerklich machbar ist – egal ob mit Leder, farbenfroh oder eher konservativ – immer gibt es am Ende aber ein Unikat“, verspricht Monika Bertram.