Kriegsverbrecher oder Heiliger? Wenn es um den Feldherrn Johann Graf von Tilly geht, sind sich die Historiker nicht ganz einig. Fest steht: In der blutigen Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs hat er als Heerführer der Katholischen Liga eine wichtige Rolle gespielt. Bis nach Norddeutschland und ins heutige Bistum Hildesheim haben ihn seine Kämpfe geführt.
Im ausgehenden 16. Jahrhundert war die politische Lage in Europa explosiv. Von Spanien bis Schweden marschierten aus unterschiedlichsten Gründen die Heere gegeneinander auf. Nicht nur um politische Machtverhältnisse ging es dabei: Die Reformation Martin Luthers hatte inzwischen überall ihre Anhänger gefunden und sorgte für zusätzlichen Zündstoff. Der Prager Fenstersturz 1618 war dann letztlich der Auslöser, dass die Konflikte eskalierten und weite Teile des damaligen Heiligen Römischen Reichs in Trümmern versanken.
Ein überzeugter Kämpfer für die katholische Sache
Zu den schillerndsten Figuren jener Zeit gehörte Tilly aus einem alten niederländischen Adelsgeschlecht, erzogen im damaligen Geiste der Kölner Jesuiten. „Er war ein überzeugter Kämpfer für die katholische Sache“, sagt Tilly-Kenner Rudolf Saller. Angeworben wurde der Feldherr von Kaiser Maximilian, der von seiner legendären Tapferkeit gehört hatte. Beide Männer verband eine tiefe Marienfrömmigkeit.
Die änderte allerdings nichts daran, dass Tilly 1631 die Stadt Magdeburg belagerte und brandschatzte. Nur jeder sechste der damals 30.000 Bewohner soll überlebt haben.
Tilly musste sich einer Übermacht beugen
Bereits einige Jahre zuvor hatte der Feldmarschall auf dem Boden des heutigen Niedersachsens gekämpft. Zunächst setzte er gewaltsam durch, dass die protestantischen Bistümer und Klöster an die katholische Kirche zurück gegeben wurden, dann eroberte er mehrere Städte: Am 31. Mai 1626 ergriffen seine Soldaten plündernd und mordend von der Stadt Münden (heute Hannoversch Münden) an der Weser Besitz. Kurz darauf ließ er Göttingen sturmreif schießen. Schließlich schlug Tilly den Dänenkönig Christian IV. in der Schlacht bei Lutter am Barenberge (in der Nähe des heutigen Salzgitter).
Der Ruhm Tillys war jedoch dahin, als er sich nach der Eroberung Magdeburgs einer Übermacht aus Schweden und Sachsen beugen musste. In einer Schlacht am Lech zerschmetterte eine Kanonenkugel sein rechtes Bein, Tilly wurde nach Ingolstadt gebracht, wo er wenige Tage später, am 30. April 1632, starb.
1648 endete der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden. Die Verträge wurden in Münster und Osnabrück unterschieben.