Bleckede: Schnitzereien von Jaroslaw Swat

Nach langer Zeit ist Jaroslaw Swat mal wieder in Bleckede zu Besuch. Hier, in der Kirche St. Maria vom heiligen Rosenkranz, hat er Anfang der 90er Jahre einen Teil seines Lebens verbracht – Zeit, die noch immer so wichtig für ihn ist, dass ihm jetzt die Tränen in die Augen schießen. Etwas verlegen schaut er sich um, wischt mit der Hand über das Gesicht, dann bleibt der Blick wieder an einer der Kirchenwände hängen: Sie sind ein einziges biblisches Bilderbuch. Zwei Jahre lang hat Swat daran geschnitzt.

Die Idee hatte Georg Mletzko, damals Pfarrer in Bleckede: Wenn die Kirche schon den Rosenkranz im Namen führt – wie kann das nach außen deutlich werden? Ein Zufall führte den Seelsorger, der gebürtig aus dem oberschlesischen Cosel stammte, mit dem Schnitzer aus Südpolen zusammen. Schnell wurden sich die beiden einig und Jaroslaw Swat verlegte seine Arbeitsstelle an die Unterelbe.

An die zwei Jahre, die dann folgten, kann sich die Gemeinde noch gut erinnern: „Unser Gemeinderaum war nicht nur Werkraum, sondern auch Wohnung für den Schnitzer.“ Wenn Jaroslaw Swat die Zeit fehlte, sich in der kleinen Küche nebenan etwas kochen konnte, kam Adelheid Tarnowski auf dem Fahrrad und brachte vom eigenen Mittagessen etwas vorbei. „Er war sehr fleißig“, erzählte sie gerne.

Oft standen Pfarrer Mletzko und der Künstler zusammen, um die Ausgestaltung der Kirche zu besprechen. Zunächst mussten dicke Miranti-Bretter, ein besonderes Hartholz, zu rund zwei mal drei Meter großen Platten zusammengeleimt werden. Mit dem Bleistift skizzierte Swat grobe Entwürfe. Und schließlich kamen Stechbeitel und Schnitzmesser zum Einsatz. „Alles Handarbeit“, sagt er.

Kirchenschnitzer

Jaroslaw Swat im Gespräch

Kirchenschnitzer

Schnitzerei

Kirchenschnitzer

Schnitzerei

Kirchenschnitzer

Schnitzerei

Kirchenschnitzer

Schnitzerei

Kirchenschnitzer

Schnitzerei von der Mutter Gottes

Schnitzerei der kleinen Maus

Schnitzerei

15 große Holzbilder hat der polnische Schnitzer im Laufe von vielen Monate gestaltet. Das Symbol für die Dreieinigkeit Gottes bildet den Auftakt der Motive, dann führt der Rosenkranz zu einer Darstellung von Adam und Eva. Jeweils ein großes Motiv aus dem Leben Jesu steht im Mittelpunkt jeder Tafel: seine Geburt, sein Auftreten im Tempel, Passion und Auferstehung bis hin zu Himmelfahrt und Pfingstgeschehen. Kleinere Motive finden sich in Kreisform angeordnet. Mal sind es nur ein paar Getreideähren, dann wieder biblische Szenen. Und zwischendurch – fast zu übersehen – hat Jaroslaw Swat seiner eigenen Fantasie freien Lauf gelassen: Hier brütet ein Vogel im Baum, dort schleppt sich eine kleine Maus mit einem Stück Brot ab…

„Ich habe keine Lieblingsbilder“, sagt der Schnitzer und schaut sich noch einmal lange um. „Jedes Bild ist für mich wie ein Kind.“ Dann allerdings räumt er ein: Ja, die fast zwei Meter große gekrönte Muttergottes, die den Bilderzyklus abschließt, die ist ihm besonders ans Herz gewachsen. Gerade im Mai steht vor ihr besonders schöner Blumenschmuck.

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