Dagegen ist ein Kraut gewachsen

Christiane Nusche betreut den Heilkräutergarten auf dem Wohldenberg

Schon von Kindesbeinen an interessierte sich Christiane Nusche für Pflanzen und ihre heilende Wirkung.  Vieles hat sie von ihrer Großmutter gelernt. Heute betreut sie den Heilkräutergarten auf dem Wohldenberg bei Hildesheim und bereitet selbst Tees, Öle und Salben.

Gerade in den Sommermonaten, wenn in den Wäldern, an Wegrändern und auf den Wiesen die Kräuter in Blüte stehen, ist Christiane Nusche unterwegs. Die Endsechzigerin sammelt Kräuter. Sie weiß um die heilenden Kräfte vieler Pflanzen. Und so nutzt sie Blüten, Blätter oder Früchte für ihre Hausapotheke.

Christiane Nusche bereitet Johanniskrautoel zu

Christiane Nusche bereitet Johanniskrautöl zu. Es wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und lindert Wundschmerzen. Ein paar Tropfen auf einen Zuckerwürfel helfen sogar bei verdorbenem Magen. 

Johanniskraut blüten in Einmach-Glas

Die Blüten und Samenstände vom Johanniskraut werden gesammelt und getrocknet. Danach werden sie fest in ein Glas gestopft und …

Rapsöl auf Johanniskrautblueten

… mit reinem Pflanzenöl wie Rapsöl, das nicht so schnell ranzig wird, übergossen, bis alles bedeckt ist. Dann wird es vier bis sechs Wochen an einen sonnigen Platz gestellt. In dieser Zeit zieht das Öl mithilfe der Sonnenenergie die heilenden Wirkstoffe aus den Pflanzenteilen.

Rotöl und Bienenwachs

Nach und nach färbt sich das Öl rubinrot, weshalb es auch Rotöl genannt wird. Nachdem es filtriert wurde, wird es in Fläschchen abgefüllt, die beschriftet werden. Das Öl hält ungefähr ein Jahr. Zusammen mit reinem Bienenwachs kann man auch eine Salbe daraus köcheln, die etwas länger hält.

„Ich sammele Kräuter, um daraus Tee zu machen, Öle oder auch Salben“, sagt Nusche. Eines ihrer Lieblingskräuter ist das Johanniskraut. „Das kann man ab dem Johannistag am 24. Juni ernten, dann entfaltet es seine volle Kraft“, weiß sie. Allein schon das Sammeln der Kräuter gibt Kraft und innere Ruhe. „Man muss sich allerdings von der Hektik des Alltags lösen. Für das Sammeln der Kräuter und dann auch für die Zubereitung der Heilmitel braucht man Zeit und Ruhe. Andererseits kommt man über das Sammeln und die Zubereitung auch zur innerlichen Ruhe“, verrät die Kräuterexpertin lächelnd. 

Bereits dieses Lächeln strahlt Ruhe aus. Wenn sie vom Johanniskraut erzählt, gerät sie ins Schwärmen. Viele Geschichten, Märchen und Legenden. „Das Johanniskraut ist ein Lichtbringer. Die Blüten leuchten in herrlichem Gelb und es ist voller Heilkräfte“, versichert die gelernte Naturkosmetikerin. Die Wirkstoffe sind entzündungshemmend und antibakteriell. Man nutzt sie zur Wundheilung, bei Migräne, Schlafstörung und Muskelverspannungen. 

Verwendung findet Johanniskraut als Öl, Salbe, als Tee, in der Räucherschale oder als Kissenfüllung. „Wenn ich getrocknete Johanniskrautblüten, gemischt mit Fichtenharz und Rosenblättern, in meinem Stövchen verbrenne, dann hole ich mir im Winter den Sommer in mein Zimmer zurück. Die frei gewordenen Duftmoleküle machen die Stimmung hell und wirken beruhigend“, verrät die „Kräuterfrau“ vom Wohldenberg. Auf dem Gelände der ehemaligen Burg ganz in der Nähe von Hildesheim hat sie einen Kräutergarten angelegt.

Aber man muss auch achtsam mit Heilpflanzen umgehen. Das beginnt schon beim Ernten. „Da sollte man sich der Schöpfung und eines pfleglichen Umgangs mit ihr bewusst sein. Die Pflanzen werden nicht einfach großflächig ausgerissen, sondern sie werden nachhaltig geerntet – immer nur das und so viel, wie man braucht – nie alles“, wünscht sich  Nusche. Denn auch im nächsten Jahr sollen die Pflanzen ja wieder wachsen. Und sie rät gerade auch bei der Einnahme von Johanniskrautprodukten, einen Arzt hinzuzuziehen, denn Johanniskraut kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zeigen und deren Wirkung im Extremfall aufheben.

Unser Bistum: 
Hildesheim, Niedersachsen