Kloster Riechenberg bei Goslar

Der Stoff taugt für einen historischen Roman: Es ist das Jahr 1762, als Wilhelm de la Tour Propst und damit Vorsteher des Augustiner-Chorherrenstiftes in Riechenberg bei Goslar wird. Er stammt aus einer französischen Familie und kommt gebürtig aus Peine. Schon bald fällt auf, dass er gerne und häufig in großer Runde an der üppig gedeckten Tafel prasst. Als er auch noch plant, das Kloster aufwändig umzubauen, wollen ihm einige Mitbrüder das Geld dafür nicht zur Verfügung stellen. Wilhelm de la Tour setzt sie kurzerhand ab und ersetzt sie durch ergebene Mönche. Die schauen sogar weg, wenn er sich immer wieder Geld leiht und sogar in die Klosterkasse greift.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten bleiben deshalb nicht aus, und es dauert nur kurze Zeit, bis das Kloster hoch verschuldet ist. Der Propst wird verhaftet, steht aber bald darauf wieder an der Spitze des Chorherrenstiftes. Doch sein Lebenswandelt wurde inzwischen auch außerhalb des Klosters argwöhnisch beobachtet. Einer erneuten Verhaftung durch die fürstbischöflichen Soldaten kommt Wilhelm durch eine Flucht zuvor, er setzt sich nach Hamburg ab.  Selbstkritik scheint ihm ein Fremdwort zu sein – und so fordert er aus dem Norden, man möge ihm doch sein Gehalt als kaiserlicher Dompropst von Goslar in Höhe von rund 500 Reichstalern nachschicken.

Auch wenn dieser Forderung nachgekommen wird, kehrt im Riechenberger Klosterleben keine Ruhe ein: Zwar können die Schulden Wilhelm de la Tours mit großer Anstrengung getilgt werden durch den Verkauf von Ländereien und Kunstwerken. Die verbliebenen vier Chorherren und ein Laienbruder sorgen immer wieder für Gesprächsstoff, weil sie alles andere als vorbildlich leben. Sogar betrunken soll einer von ihnen am Altar gestanden haben, wird ihnen während einer Visitation vorgeworfen.

Die Augustiner Chorherren haben das Stift finanziell und moralisch heruntergewirtschaftet, 1794 wird es aufgelöst und verfällt. Die Klosterkammer Hannover übernimmt die Ruinen und saniert die Gebäude. Heute lebt in Riechenberg eine evangelische Bruderschaft.

Das Gemälde von Pascha Weitsch zeigt, wie die Anlage Ende des 18. Jahrhunderts ausgesehen  hat. 

Das Eingangstor des Stiftes.

Unser Bistum: 
Goslar, Niedersachsen